Farbe und Kunst: Goya


1. Einleitung
Seit meiner ersten Begegnung mit den Werken Goyas im Museo del Prado in Madrid bin ich begeistert von diesem genialen Maler, der bereits mit zwölf Jahren seinen ersten Auftrag ausführte und der gleichzeitig Hofmaler und Kritiker der spanischen Gesellschaft, distan-zierter Beobachter und sozial engagierter Künstler war. Seine Bildaussagen sind häufig ver-steckt, nicht immer eindeutig interpretierbar und mit seiner Doppeldeutigkeit demaskiert er die Menschen. Auf vielen seinen Bildern, vor allem in Los caprichos (1797-99), Desastres de la guerra (1808) und Disparates (1815), lassen sich die Äußeren und inneren Ereignisse sei-nes Lebens verfolgen. Aus diesen Grund setze ich mich im Kapitel 2 mit Goyas Leben und seiner historischen Zeit auseinander. Denn Krankheit, persönliche Schicksalsschläge, Krieg und die Inquisition spielen eine prägende Rolle in seinem Leben. Durch seine Krankheit 1792 und durch politische Umwälzungen (Restauration) wurde ein neuer Goya geboren, der über die Kunst des Rokoko (Entwürfe zu Wandteppichen) mit seiner Malerei in seine Malerei und Bildwelt hineinwuchs, die sich bei den Las pinturas negras, ca. 1820-24, zeigt.

In Goyas Spätwerk fällt die Verlassenheit und Zerfallenheit der Kreaturen auf. So schauen sie zum Beispiel auf dem Gemälde La romeria de San Isidro alle in verschiedene Richtungen, jede Figur ist für sich und doch bilden sie ein lebendiges Konglomerat von Menschen. Die Verlassenheit ist randvoll mit Leben erfüllt .

Die Verlassenheit und Leere führt bis in den Wahnsinn, der in den schwarzen Malereien zu einem Thema wird, auf das ich in Kapitel 3 näher eingehe. Die Irrationalität zeigt sich nicht nur in der Thematik wie z.B. im Gemälde El aquelarre (Hexensabbat), sondern auch in der Figuren- und Raumdarstellungen sowie in der Malweise und Farbgebung, Aspekte, auf die ich zunächst allgemein eingehe und im Kapitel 5 anhand der beiden Werke El perro und El aquelarre untersuche.

Philipp Wyrsch, Zürich

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